25. Bindungsangst und niedriger Selbstwert

Der unsichtbare Kampf mit sich selbst

Viele Menschen sehnen sich nach Liebe, Intimität und einer tiefen Verbindung – und doch scheint es immer wieder zu scheitern. Sie fühlen sich unsicher, entwickeln Angst vor Nähe oder geraten an Partner:innen, die sie nicht wirklich wertschätzen.

Ein zentraler Faktor hinter dieser Dynamik ist ein niedriger Selbstwert. Er beeinflusst maßgeblich, wie wir uns selbst sehen, wie wir unsere Beziehungen führen und ob wir überhaupt Liebe annehmen können. Besonders in Verbindung mit Bindungsangst entsteht ein Teufelskreis, in dem die Angst vor Zurückweisung und Selbstzweifel die Beziehung sabotieren.

Doch wie genau entsteht ein schwaches Selbstwertgefühl? Warum verstärken toxische Beziehungen dieses Problem? Und gibt es Wege, den eigenen Selbstwert aufzubauen und gesunde Bindungen zu schaffen?

1. Wie entsteht ein niedriger Selbstwert?

Unser Selbstwertgefühl wird nicht einfach angeboren – es entwickelt sich über viele Jahre hinweg durch unsere Erfahrungen und die Art, wie wir von anderen Menschen behandelt wurden.

1.1 Kindheit und Erziehung: Die Wurzeln des Selbstwerts

Die ersten Erfahrungen mit Wertschätzung und Liebe machen wir in unserer Kindheit. Unsere Eltern oder Bezugspersonen prägen unser Bild von uns selbst:

🔹 Fehlende emotionale Zuwendung: Wenn ein Kind keine bedingungslose Liebe erfährt, sondern das Gefühl bekommt, nur geliebt zu werden,
wenn es „funktioniert“, lernt es: „Ich bin nicht gut genug, so wie ich bin.“

🔹 Übermäßige Kritik oder emotionale Vernachlässigung: Wer in jungen Jahren oft kritisiert, abgewertet oder ignoriert wurde, speichert unterbewusst ab: „Ich bin nicht wertvoll.“

🔹 Überbehütung oder Kontrollzwang: Zu viel Kontrolle kann ein Kind daran hindern, Selbstvertrauen zu entwickeln. Wenn es keine eigenen Entscheidungen treffen durfte,
fühlt es sich später oft hilflos und abhängig.

🔹 Traumatische Erfahrungen: Missbrauch, Ablehnung oder emotionaler Missbrauch hinterlassen tiefe Wunden und sorgen für das Gefühl, nicht liebenswert oder unwichtig zu sein.

Viele dieser Glaubenssätze werden nicht bewusst wahrgenommen – aber sie beeinflussen unser Verhalten und unsere Beziehungen.

2. Wie zeigt sich ein niedriger Selbstwert in Beziehungen?

Ein schwaches Selbstwertgefühl beeinflusst maßgeblich, wie wir mit Nähe, Liebe und Bindung umgehen. Menschen mit geringem Selbstwert erleben oft starke Selbstzweifel, die sich in Beziehungen auf unterschiedliche Weise äußern.

2.1 Verlustangst und Klammern

💡 Wer sich selbst nicht als wertvoll empfindet, hat oft Angst, dass der/die Partner:in „die Wahrheit erkennt“ und ihn/sie verlässt. Dadurch entsteht ein starkes Bedürfnis nach Bestätigung, was sich in übermäßigem Klammern oder der ständigen Angst äußert, nicht genug zu sein.

Typische Gedanken:
„Warum sollte jemand wie er/sie bei mir bleiben?“
„Ich muss mich besonders anstrengen, um gemocht zu werden.“
„Was, wenn ich nicht genüge?“

2.2 Bindungsangst und emotionale Distanzierung

💡 Manche Menschen mit niedrigem Selbstwert ziehen sich zurück, weil sie unterbewusst glauben, keine Liebe zu verdienen. Sie haben Angst, dass Nähe früher oder später mit Schmerz endet, und halten daher Abstand.

Typische Gedanken:
„Ich lasse lieber niemanden zu nah an mich heran, dann kann mich auch niemand verletzen.“
„Wenn ich mich öffne, wird es sowieso schiefgehen.“
„Ich bin nicht gut genug für eine glückliche Beziehung.“

2.3 Selbstsabotage in Beziehungen

💡 Menschen mit geringem Selbstwert neigen oft dazu, Beziehungen unbewusst zu sabotieren – entweder, indem sie Partner:innen zurückweisen oder toxische Menschen anziehen, die ihr negatives Selbstbild bestätigen.

Beispiele für Selbstsabotage:
🔹 Streit provozieren, um Distanz zu schaffen
🔹 Fehlersuche beim Partner
🔹 Ständige Eifersucht oder Misstrauen
🔹 Den/die Partner:in testen oder manipulieren
🔹 Sich emotional unerreichbare Partner:innen aussuchen

Diese Dynamik verstärkt den Kreislauf aus Unsicherheit, Angst und Zurückweisung.

3. Können toxische Beziehungen den Selbstwert zerstören?

Ja – toxische Beziehungen können den Selbstwert massiv schädigen oder bereits vorhandene Unsicherheiten verstärken.

3.1 Was macht eine Beziehung toxisch?

Eine toxische Beziehung ist geprägt von:
❌ Manipulation oder emotionaler Erpressung
❌ Gaslighting (die eigene Wahrnehmung wird in Frage gestellt)
Ständiger Kritik oder Abwertung
❌ Vernachlässigung oder On-Off-Dynamiken

3.2 Wie toxische Beziehungen den Selbstwert zerstören

Menschen mit niedrigem Selbstwert bleiben oft zu lange in toxischen Beziehungen, weil sie glauben, dass sie nichts Besseres verdienen. Jedes Mal, wenn sie verletzt, ignoriert oder abgewertet werden, verstärkt sich ihr negatives Selbstbild:

💔 „Ich bin nicht wichtig.“
💔 „Ich bin nicht liebenswert.“
💔 „Es liegt an mir – ich bin das Problem.“

Dadurch entsteht eine gefährliche Spirale: Je schlechter der Selbstwert, desto schwieriger wird es, sich von destruktiven Beziehungen zu lösen.

4. Wege aus dem Teufelskreis: Selbstwert aufbauen und Bindungsangst heilen

Die gute Nachricht: Ein schwaches Selbstwertgefühl ist nicht in Stein gemeißelt. Mit gezielter Arbeit an sich selbst kann man alte Muster durchbrechen und lernen, sich selbst als wertvoll zu sehen.

4.1 Selbstwert stärken: Die Basis für gesunde Beziehungen

Negative Glaubenssätze hinterfragen:
Was glaube ich über mich selbst? Woher kommen diese Gedanken? Sind sie wirklich wahr?

Selbstliebe praktizieren:
Sich selbst so behandeln, wie man eine geliebte Person behandeln würde. Kleine Routinen helfen (z. B. Selbstfürsorge, Grenzen setzen, positive Affirmationen).

Vergangene Verletzungen aufarbeiten:
Alte Wunden heilen, z. B. durch Therapie, Coaching oder innere Arbeit.

4.2 Gesunde Beziehungen lernen

💡 Langsam Vertrauen aufbauen: Sich bewusst auf eine ehrliche und gesunde Beziehung einlassen.

💡 Ehrlich kommunizieren: Offene Gespräche über Ängste, Wünsche und Bedürfnisse führen.

💡 Auf toxische Muster achten: Warnsignale frühzeitig erkennen und sich von destruktiven Beziehungen lösen.

Fazit: Selbstwert ist der Schlüssel zu glücklicher Liebe

Bindungsangst und niedriger Selbstwert sind eng miteinander verknüpft – doch es ist möglich, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Der erste Schritt ist, sich selbst als wertvoll und liebenswert anzuerkennen.

Indem wir an unserem Selbstwert arbeiten, lernen wir nicht nur, gesündere Beziehungen zu führen, sondern auch, uns selbst die Liebe zu geben, die wir verdienen. ❤️

Was sind deine Erfahrungen mit Selbstwert und Bindungsangst? Teile sie in den Kommentaren!

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24. Toxische Beziehungen und ihre Auswirkungen